Sophie und Hans Scholl haben ihre Flugblätter im Treppenhaus der Uni München, im Lichthof, ins Dunkel der Zeitgeschichte fallen lassen. Heute vor siebzig Jahren, ein Anlass zum nach Denken. Wir sind nachgeboren, wir Glücklichen. Wenn wir wegschauen, den Blick abwenden von unnötiger Kriegstreiberei, Unterdrückung und Entmündigung, verspielen wir dieses Glück, verkommen wir zur leblosen Nachgeburt. Wenn Gedenktage nichts weiter als Kitsch sind, wenn sie nur nach hinten verweisen und in der Gegenwart nichts als betroffenes Seufzen gefolgt von schulterzuckendem Übergehen zur Tagesordnung bewirken, dann töten wir die Widerständler immer wieder. Als die Weiße Rose Gegenwart war, haben Sophie, Hans und ihre wenigen Mitstreiter so lange hingeschaut und nachgedacht, bis sie ihren Aufschrei nicht mehr unterdrücken konnten. „Ihr habt geschrien, obwohl ein Schrei nichts ändern kann…“ singt Konstantin Wecker. Wie oft beiße ich mir auf die Zunge, nur um nicht anzuecken? Zu oft vermeide ich genau hinzuhören, zu sehen, gehe zur Tagesordnung über, obwohl nichts NICHTS in Ordnung ist. Hier eine weiße Rose als Illustration einzufügen, wäre anmaßend. Probieren wir es mit einem Oberlicht, das sich im Spiegel in der Tiefe des Treppenhauses fängt: Treppenhaus im Stift Melk, der Spiegel wurde zum bequemeren Fotografieren am Boden angebracht. Ob sich die Siftsverwaltung der damit verbundenen Sinnstiftung bewusst war?