Ob der in der Bibel mehrmals erwähnte Ysop oder Isop (in der Lutherbibel) wirklich Hyssopus officinalis war, wird von einigen Botanikern stark in Zweifel gezogen. Es sprechen einige Argumente eher für eine Origanum-Art. In Palästina gehört der echte Ysop nämlich gar nicht zur einheimischen Vegetation. Hyssopus officinalis stammt zumindest aus dem Mittelmeerraum und kam über die Klostermedizin in unsere Gärten. Er gehört zu den traditionellen Bitterkräutern und ist Bestandteil vieler geheimer Tinkturen und Liköre, denen Allheilkraft nachgesagt wird. Eine reinigende Frühjahrskur kann durchaus sinnvoll mit Ysop unterstützt werden. Das frische Kraut passt hervorragend als Würze zum Karfreitagsfisch. Ätherisches Ysop-Öl ist eher mit Vorsicht zu genießen, wiewohl es natürlich einige positive Eigenschaften besitzt. Es empfiehlt sich die Verwendung des ätherischen Öls aus dem kriechenden Ysop – hyssopus officinalis var. decumbens, da es in der Wirkung dem aufrechten Bruder in nichts nachsteht, alledings keine toxischen Monoterpenketone enthält. Hauptanwendungsgebiet für Ysop-Öl sind die Atmewege. Schleimlösend und auswurffördernd befreit es die Bronchien gerade nach einer sehr langen Erkältungssaison, stählt die Schleimhäute und ist dabei hautfreundlich und krampflösend. Auf der geistig-emotionalen Ebene vermag der herbweichwürzige Duft ähnliche Reinigung: Er macht wach und aufmerksam, besänftigt alltagshektische Nervosität. Mischungsexperimente lohnen sich vor allem, wenn man den Zitrusreflex zur Verschönerung einmal unterdrückt und die herbe Seite des Ysops mit ähnlichen Ölen herausarbeitet: Schöne Kombinationen ergeben sich mit Zeder, Salbei, Rosmarin, Wacholder oder Myrte.
Entsündige mich mit Ysop,
dass ich rein werde. (Psalm 51,9)